Ablegen der PSA nach Brandeinsätzen

Die Thematik Einsatzhygiene ist allgegenwertig & nimmt in ihrer Wichtigkeit täglich zu. Ein wichtiger erster Schritt ist hierbei das Ablegen der PSA, ohne Kontaminationsverschleppung. Nachfolgend zeigen wir euch eine Variante, wie ihr mit einfachen Mitteln & in möglichst kurzer zeit mit geringem Personalaufwand eine Konsequente Einsatzstellenhygiene realisieren könnt. Jeder der gezeigten Schritte ist ohne Hilfspersonal möglich & durch den Trupp alleine realisierbar. Um die Schritte in Ruhe & mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt werden können benötigt der Trupp ca. 50bar Restdruck – bei weniger Druck kann ein Systemwechsel erfolgen. Dies kann je nach Lage & Kontamination durch einen Filter oder eine FFP 2 oder FFP 3 Maske realisiert werden.

Schritt 1

Nach verlassen des Gefahrenbereichs PSA abklopfen oder leicht abbürsten. Hierbei nicht mit Druckluft arbeiten!

Wichtig: Die PSA bleibt vollständig & der Lungenautomat ist weiterhin angeschlossen!

Schritt 2

Kontaminierte PSA mit Wasser benetzen, um Brandrückstände abzuwaschen oder zu binden.

Die Stiefel können hierbei mit einer Bürste gereinigt werden – alle Textilteile werden lediglich benetzt.

Wichtig: Ein weiterer Innenangriff mit dieser PSA ist ausgeschlossen – Verbrühungsgefahr!

Schritt 3

Bereich mit sauberem & trockenem Untergrund aufsuchen.

Wichtig: Dieser muss zwingend außerhalb des Gefahrenbereichs & rauchfrei sein! Der Lungenautomat bleibt angeschlossen!

Schritt 4

Helm abnehmen & sicher verpacken!

Warum wir empfehlen den Helm zeitnah abzunehmen hat mehrere Gründe:

  • meist mit am stärksten kontaminiert
  • Regulierung der Körpertemperatur über den Kopf
  • „bequemeres“ Gefühl ohne Helm

Der Lungenautomat ist weiterhin angeschlossen!

Schritt 5

Öffnen & Lösen der Schulter- & Hüftgurte des Atemschutzgerätes.

Der Lungenautomat ist weiterhin angeschlossen!

Schritt 6

Atemschutzgerät abnehmen & vor der gerätetragenden Person ablegen.

Der Lungenautomat ist weiterhin angeschlossen!

Schritt 7

Zusätzliche Ausrüstung wie Handsprechfunkgerät, Wärmebildkamera & sonstiges Equipment ablegen.

Hierzu zählen auch alle persönlichen Gegenstände, die in den Taschen der PSA mitgeführt werden – z.B. Bandschlingen.

Eigene Ausrüstung wird hierbei extra abgelegt – die Erläuterung dazu folgt.

Der Lungenautomat ist weiterhin angeschlossen!

Schritt 8

Klett- & Reißverschluss der Jacke öffnen.

Dabei ist darauf zu achten, dass die Jacke mit den kontaminierten Handschuhen nur von außen berührt wird.

Der Lungenautomat ist weiterhin angeschlossen!

Schritt 9

Handschuhe ausziehen & Einmalhandschuhe anziehen.

Der Lungenautomat ist weiterhin angeschlossen!

Schritt 10

Jacke nach hinten über links ausziehen & liegen lassen. Dabei nur das Jackeninnere berühren.

Der Lungenautomat ist weiterhin angeschlossen!

Schritt 11

Flammschutzhaube von hinten über die Maske stülpen & über die Mitteldruckleitung nach unten rutschen lassen.

Der Lungenautomat ist weiterhin angeschlossen!

Schritt 12

Maskenbänderung lösen & Maske nach vorn ablegen.

Bei Atemschutzgeräten mit Überdruck ist darauf zu achten den Lungenautomaten zu sperren.

Schritt 13

Gesicht, Hals & Unterarme mit geeigneten Mitteln reinigen.

Geeignete partikelfiltrierende Halbmaske anlegen (FFP 2 oder FFP 3) & die restliche PSA nach ähnlichem Vorgehen ablegen.

Schritt 14

Kontaminierte, abgelegte PSA zusammenlegen & in geeignetes luftdichtes Behältnis verpacken.

Behältnis mit Anhängekarte beschriften, um Informationen für nachfolgende Aufbereitungsbereiche zur Verfügung zu stellen.

Persönliche Gegenstände, wie Rettungsmesser etc. selbstständig verpacken & reinigen. Hierfür können z.B. Gefrierbeutel, ZIP-Beutel oder ähnliches genutzt werden.

Zwei verletzte Feuerwehrleute bei Feuer in Braunschweig

16.04.2024 – Bei einem Feuer in einem Braunschweiger Industriegebiet wurden zwei Angehörige der Feuerwehr & drei Kollegen der Polizei verletzt.

Bildquelle: tageschau.de

Lage


Die Feuerwehr Braunschweig wurde in den frühen Mittagsstunden des 16.04.2024 zu einem Feuer in einem Industriebetrieb alarmiert. Kurze Zeit später entwickelte sich eine zunächst übersichtliche Lage zu einem dynamischen Einsatz mit mehrere Explosionen & einer massiven Ausbreitung auf dem betroffenen Gelände.
Die Löscharbeiten auf dem Gelände dauern auch zwei Tage nach Ausbruch des Feuers noch an – aktuell (18.04.2024) wird Ga aus einem LKW gezielt über eine mobile Fackel abgebrannt.
Ein weiterer ausführlicher Bericht folgt nach dem Ende der Maßnahmen & der Aufarbeitung des Einsatzes.

Fazit

Im Laufe des Einsatzes wurden zwei Angehörige der Feuerwehr & drei Polizisten verletzt – über den Hergang & den Verletzungsgrad ist Stand jetzt nichts bekannt. Die zerstörte PSA (siehe Bild) lässt nur erahnen wie dynamisch die Lage war & welche Temperaturen an der Einsatzstelle gewütet haben.
Quelle: Feuerwehr Braunschweig

Einsatzziel

Definition

eine im Einsatz festgelegte Aufgabe für einen Trupp oder eine Einrichtung, dessen Erfüllung eine erfolgreiche Beendigung zur Folge hat.

Bildquelle: Dräger AG

Einsatztagebuch

Definition

Mittel zur Dokumentation des Einsatzgeschehens, in dem die Arbeit der Einsatzleitung in der logischen zeitlichen Reihenfolge dokumentiert wird.

Bildquelle: groupalarm.com

Einsatzplan

Definition

eine im Voraus erstellte Festlegung, in der Möglichkeiten des Vorgehens bei einem Schadensereignis festgelegt sind.

Bildquelle: firecad.de

Einsatzstelle

Definition

ist der Ort, an dem Einsatzkräfte zur Gefahrenabwehr tätig werden.

Bildquelle: Dräger AG

Erläuterung

Sie kann aufgrund diverser Gründe in Einsatzabschnitte aufgeteilt werden. Diese Entscheidung obliegt der Einsatzleitung.

Einsatzleitung

Definition

ist dem Erfolg (Auftragserfüllung) des Einsatzes verantwortliche Gruppe von Führungskräften.

Bildquelle: Ridder

Erläuterung

Sie besteht u.a. aus einem Einsatzleiter (EL), den Führungsgehilfen, Stabs- und Hilfspersonal. Sofern nötig kann sie zusätzlich durch ein Führungsmittel (z.B. ELW) ergänzt werden.

Einsatzkräfte

Definition

alle an einem Einsatz beteiligten Personen (Mannschaft) und ihre dazugehörigen Einsatzmittel (Geräte).

Bildquelle: Dräger AG

Erläuterung

Als Einsatzkräfte werden auch Hilfskräfte laut FwDV 100 „Führung und Leitung im Einsatz“ bezeichnet.

Gasfilter – Einsatzbeschränkung

Definition

Gasfilter sind nur gegen Gase und Dämpfe entsprechend ihrer Filterkennzeichnung für Hauptanwendungsbereiche, höchstzulässige Schadstoffkonzentrationen oder spezielle Anwenderrichtlinien (Filter) einzusetzen.

Erläuterung

Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr dürfen jeden Gasfilter nur einmal benutzen.

Zu Gasfiltern, die nach Herstellerangaben oder speziellen Einsatzregeln selbst bei Arbeitseinsätzen grundsätzlich nicht wieder verwendet werden dürfen, gehören AX-Filter, SX- Filter gegen organische Niedrigsieder und NO-P3-Filter. Ausnahmen werden stets gesondert geregelt. HgP3-Filter gegen Quecksilber dürfen maximal 50 Stunden eingesetzt werden.

Bildquelle: Dräger AG

Einsatzzeit

Definition

ist die Zeit, innerhalb derer die Einsatzkraft ohne eine Gefährdung ihre Tätigkeit durchführen kann.

Erläuterung

Die Einsatzzeit richtet sich immer nach der geringsten zur Verfügung stehenden Einsatzzeit aller im Trupp eingesetzten Einsatzkräfte. Im Atemschutzeinsatz entscheidet z. B. immer der jeweils geringste Atemluftvorrat aller Atemschutzgeräteträger über den Zeitpunkt der Rückkehr (Rückzugsbedingungen).

Bildquelle: Dräger AG

Einsatztoleranzwert (ETW)

Definition

Wert zur Gefährdungsabschätzung für die Einsatzkräfte der Feuerwehr. Sie werden in der Richtlinie vfdb 10/01 Einsatztoleranzwerte beschrieben.

Bildquelle: Dräger AG

Erläuterung

Zur Abschätzung der Gefahren durch das Einatmen giftiger Gase und Dämpfe legt man den ETW-Werten folgende Bedingungen zugrunde:

  • Expositionszeit 4 Stunden
  • Exposition ohne Schutzausrüstung
  • uneingeschränkte Leistungsfähigkeit aller Einsatzkräfte
  • keine Gesundheitsgefährdung für alle Gruppen der Bevölkerung

Dies gilt jedoch nicht bei Brandrauch bzw. Brandrauchanalysen.

Einsatztaktik

Definition

zweckmäßiger und sinnvoller Einsatz des Personals, der Fahrzeuge und Geräte z.B. an der Brandstelle oder anderen Schadensstellen mit dem Ziel, die richtigen Mittel zur richtigen Zeit am richtigen Ort einzusetzen, auch: Taktik.

Bildquelle: Dräger AG

Erläuterung

Die Einsatztaktik die wird bestimmt durch den zielgerichteten Einsatz der Einsatztechnik und der Einsatzkräfte sowie die richtige Führungstätigkeit und Führungsfähigkeit des Einsatzleiters beim Einsatz der Kräfte und Mittel. Die Einsatztaktik wird auch von der Einsatzfähigkeit von Mannschaft sowie Gerät beeinflusst.

Taktische und operative Entscheidungen werden dem Gesamteinsatzziel untergeordnet.

Einsatzstellenkommunikation

Definition

Kommunikation der Feuerwehr zwischen den vorgehenden Trupps und deren Einheits- bzw. Fahrzeugführern, den Fahrzeugführern zu den Zugführern bzw. Abschnittsleitern und zwischen den Abschnittsleitern und dem Einsatzleiter.

Erläuterung

Meist werden zur Einsatzstellenkommunikation heute Funkgeräte mit 2m-Kanälen bzw. -Gruppen im Direktbetrieb des Digitalfunks (BOS) genutzt. Zwischen weiter entfernt liegenden Abschnitten und ggf. zur Einsatzleitung erfolgt seltener auch die Nutzung des analogen 4-m-Bandes oder im Netzbetrieb des Digitalfunks. Es gibt auch Geräte mit Verkabelungen (Antennenleine) zwischen den vorgehenden Truppangehörigen und dem Fahrzeugführer bzw. Atemschutzüberwacher (Kombination aus Orientierungsleine und Kommunikationsanlage).

Bildquelle: Dräger AG

Einsatzleiter

Definition

die für die technisch-taktische Einsatzdurchführung gesamtverantwortliche Führungskraft. Er führt den Einsatz an der Einsatzstelle im Schadens- oder Übungsfall organisatorisch-taktisch sowie politisch und/oder rechtlich verantwortlich. Er ist allen Einsatzkräften weisungsbefugt.

Bildquelle: Ridder

Erläuterung

Um ihre Aufgaben zu erfüllen, gehen Führungskräfte entsprechend der FwDV 100 „Führung und Leitung im Einsatz“ nach folgendem Führungsvorgang vor:

  • Lagefeststellung (Erkundung der Lage / Kontrolle)
  • Planung mit Analyse der Gefahren und Beurteilung der Lage
  • Entschluss
  • Befehlsgebung

Diese Struktur des Ablaufs seiner Führung ist während des Einsatzes eine sich stets wiederholende Daueraufgabe.

Einsatzgrundsätze

Definition

Grundsätze, die die Basis des richtigen Verhalten der Atemschutzgeräteträger sowie dem richtigen Einsatz von Geräten und Ausrüstungen dienen.

Erläuterung

Im Atemschutz enthält die Unfallverhütungsvorschrift DGUV R112-190 wichtige Hinweise zum Verhalten unter Atemschutzgeräten bei Arbeit und Selbstrettung. Für Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr legt die Feuerwehrdienstvorschrift FwDV 7 Atemschutz die Einsatzgrundsätze fest.

Der wichtigste Einsatzgrundsatz ist, dass jeder Atemschutzgeräteträger für seine Sicherheit selbst verantwortlich ist.

Bildquelle: Dräger AG

Einsatzdauer

Definition

Im Feuerwehreinsatz die Zeit zwischen Alarmierung der ersten und Rückkehr der letzten Einsatzkräfte, im Atemschutzeinsatz die Zeit, in der ein Atemschutzgeräteträger (ASTG) höchstens eingesetzt ist.

Erläuterung

Die Einsatzdauer im Atemschutzeinsatz ergibt sich aus dem Atemluftvorrat, dem Einsatzbefehl und der physischen sowie psychischen Belastung des Atemschutzgeräteträgers. Beim ASGT von umluftunabhängigen, frei tragbaren Atemschutzgeräten ist sie letztlich abhängig von dessen Atemluftverbrauch.

Die so genannten Rückzugsbedingungen regeln das Ende des Atemschutzeinsatzes und den rechtzeitigen Rückzug der Atemschutzgeräteträger.

Bildquelle: Dräger AG

Einsatzbefehl

Definition

ist eine Anordnung zur Auftragsdurchführung im Einsatz der Feuerwehr, die ein Vorgesetzter, z. B. Einsatzleiter, seinen Nachgeordneten, z. B. dem Angriffstrupp, erteilt.

Erläuterung

Der Vorgesetzte stellt seinem Einsatzbefehl eine kurze Lageübersicht voran. Der Einsatzbefehl enthält dann in der Regel folgende Angaben:

  • Wasserentnahmestelle*
  • Lage des Verteilers*
  • Einheit
  • Auftrag
  • Lage
  • Mittel
  • Ziel
  • Weg

und wird mit dem Wort „vor“ oder „zum Einsatz fertig“ abgeschlossen.

Anschließend wird der Einsatzbefehl wiederholt. Im Brandeinsatz wiederholt nur der Angriffstruppführer den Befehl, da sich für alle weiteren Trupps die Aufgaben daraus definieren, bei der Technischen Hilfeleistung muss der Einsatzbefehl durch jeden Truppführer wiederholt werden.

Bildquelle: FF Allersfelden

*sofern notwendig

Einsatz

Definition

Gesamtheit aller Maßnahmen und Tätigkeiten von Einsatzkräften zur Abwendung einer Gefahr, zur Hilfeleistung oder Erfüllung von Arbeitsaufgaben. Im Einsatz werden die Atemschutzgeräte mitgeführt, bereit gehalten und durch Atemschutzgeräteträger getragen.

Bildquelle: Dräger AG

Erläuterung

Im Einsatz der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerkes und des Grubenrettungswesens kann Atemschutz vor allem bei den Einsätzen zur Brandbekämpfung, für die Feuerwehr aber auch zur Abwehr von atomaren, biologischen oder chemischen Gefahren benötigt werden.

Bei der Erfüllung von Arbeitsaufgaben, z.B. im industriellen Atemschutz, betrifft der Einsatz die werktägliche Aufgabenerfüllung unter Atemschutz.

Drittelzeit

Definition

geschätzte Zeit, an der voraussichtlich ein Drittel des Luftvorrats verbraucht ist

Erläuterung

Die Drittelzeit ist bei Einsatzbeginn in die Nachweise der Atemschutzüberwachung einzutragen.

Spätestens beim Erreichen der Drittelzeit ist beim TrFü des Atemschutztrupps nach dem tatsächlichen Druck zu fragen.